Donnerstag, 2. Mai 2013

[Rezension] Der Junge, der Träume schenkte




Luca di Fulvio

Taschenbuch: 784 Seiten
Verlag: Bastei Lübbe (Bastei Verlag); Auflage: 21 (2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3404160614
Originaltitel: La Gang dei Sogni
Größe und/oder Gewicht: 20 x 12,4 x 4,2 cm



Klappentext:
New York, 1909. Aus einem transatlantischen Frachter steigt eine junge Frau mit ihrem Sohn Natale. Sie haben ihre süditalienische Heimat verlassen, um in Amerika ihren Traum von einem besseren Leben zu verwirklichen. Doch ihre Hoffnung weicht schon bald tiefster Ernüchterung, denn in der von Armut, Elend und Kriminalität beherrschten Lower East Side gelten die brutalen Gesetze der Gangs. Nur wer über ausreichend Mut und Kraft verfügt, kann sich hier behaupten. So wie der junge Natale dem überdies ein besonderes Charisma zu eigen ist, mit dem er die Menschen zu verzaubern vermag....

Die Geschichte:
Eine junge Italienerin flieht aus ihrer italienischen Heimat nach New York mit ihrem Baby Natale, der durch eine Vergewaltigung entstand. In Amerika angekommen wird sie mit ihrem Kind von einem älteren Ehepaar aufgenommen und arbeitet als Hure, um ihrem Sohn Natale, der mittlerweile Christmas heißt, ein schöneres Leben zu ermöglichen. Christmas selbst wächst auf und wird ein selbstbewußter Junge, der sich gern Geschichten übers Leben ausdenkt und sie wundervoll erzählen kann. So denkt er sich aus, er würde einer Gang angehören, die Diamond Dogs heißt und jeder, der ihm begegnet glaub es ihm sogar. Ein Junge namens Joey schließt sich ihm an und sie werden Freunde. Eines Tages entdeckt er ein junges Mädchen, das vergewaltigt und verstümmelt wurde und bringt es ins Krankenhaus. Auf den Rat seiner Mutter, unerkannt zu verschwinden, um nicht selbst in Verdacht dieser Untat zu kommen, hört er nicht und das ändert sein gesamtes Leben. 
Der Großvater des Mädchens, ein reicher Geschäftsmann, bedankt sich bei ihm für die Rettung seiner geliebten Enkelin und auch das Mädchen selbst spricht ihren Dank aus. 

Zitat:  
Sie erinnerte sich nicht an kaum etwas, aber sie wusste, dass dieser Junge wusste, was ihr zugestoßen war. Und sie war sicher, dass er sie auch jetzt nicht als die ansah, die sie war, sondern als die, die sie gewesen war, als er sie gefunden hatte. Folglich wusste er auch ... er wusste auch...
Dann zog sie die verbundene Hand unter der Decke hervor. "Gegen das hier kann man allerdings nichts tun." ...
"Ich werde immer nur bis neun zählen können", sagte Ruth da und lachte gezwungen, voller Zynismus wie eine Erwachsene. ...
"Wäre ich dein Lehrer", antwortete Christmas leise, "würde ich die Mathematik für dich neu erfinden."


Christmas besucht Ruth so oft er kann und verliebt sich in sie. Das Mädchen jedoch ist so stark seelisch gezeichnet von ihrem Peiniger, dass sie zwar Christmas' Anwesenheit genießt, jedoch jegliche Berührung als tabu sieht. Ruth hat eine Liebe zum Radio entwickelt und hört sich jeden Tag die Sendungen an, in denen gesprochen wird, wo Geschichten erzählt werden. Christmas schwört ihr, dass er irgendwann einmal solch eine Sendung für sie sprechen wird.
Als der Großvater stirbt, ziehen die Eltern mit Ruth fort und die junge Liebe der Zwei zueinander wird jäh unterbrochen. 
Christmas lebt in New York weiter, macht sich durch seine Geschichten einen Namen bei großen Tieren der Unterwelt, zählt einen der größten Gangsterbosse zu seinen Freunden und bekommt von  ihm einen Job in einem Radiosender in der Werkstatt. Dort lernt er Cyril kennen, einen schwarzen Radiotechniker, der ihm vieles seines Wissens mitteilt. Auch sie werden Freunde und eines Tages, als gerade niemand etwas mitbekommt, schleicht sich Christmas in einen der Aufnahmeräume und redet frei heraus ins Mikrofon eine Geschichte über die Diamond Dogs und ihre Erlebnisse in der Gangsterwelt. Alle im Studio, die zufällig in der Nähe waren, sind gefesselt von Christmas' Erzählungen und es kommt die Idee auf, dass man die Sendung aufnehmen könnte.
So beginnt seine Karriere beim Radio, seine erste Sendung wird aufgenommen und als eine andere Sprachsendung ausfällt, wird ohne Christmas' Wissen die aufgenommene Sendung gesendet. Alle Zuhörer sind begeistert und fiebern vor dem Radio mit, sie wollen mehr von den Diamond Dogs. Doch der Aufnahmeleiter sieht das anders und feuert sowohl den Zuständigen für die Sendung der Aufnahme, Christmas und seinen Freund Cyril aus der Werkstatt.
Da beschließen die drei ihre Idee als Piratensender aufzuziehen und bauen eine geheime Sendestation. Jeden Abend um halb 8 werden die Radios angeschaltet und die Massen versammeln sich davor, um Christmas' Geschichten zu lauschen. Er schafft es, alle in seinen Bann zu ziehen.

Zitat:
Es dauerte nicht lange, bis der Untergrundsender CKC in aller Munde war. Die Gangster betrachteten  Diamond Dogs schon bald als ihre persönliche Radiosendung. ...
Nicht anders jedoch in den Armenvierteln von Manhattan und Brooklyn. ... Christmas war ihr Sprachrohr geworden. Sie träumten von Chancen, sie träumten davon, Grenzen zu überschreiten. Und sie fühlten sich - bequem vor den Röhrenkästen sitzend - stark genug, Risiken einzugehen.

Ruth hingegen wird in eine geschlossene Nervenanstalt gesteckt und bekommt gar nicht mit, wie ihre Eltern verarmen, weil ihr Vater sein gesamtes Geld in eine Investition gesteckt hat, die sich leider als Flop herausstellte. Das Einzige, was ihr bleibt ist eine Fotokamera, die ihr Vater ihr schenkte.
Als sie entlassen wird, sucht sie sich einen Job als Fotografin und wird damit sehr erfolgreich, auch Christmas' Radiosendung wird erfolgreich und es geht ihm finanziell gut. Er hat den Traum seiner Mutter, in Amerika ein besseres Leben zu führen, gelebt. 
Was noch zu seinem Glück fehlt ist Ruth, also macht er sich auf den Weg sie zu finden...

Meine Meinung:
Bewegend, fesselnd und herzergreifend. Anfänglich fand ich es teilweise ziemlich verwirrend, da man hin und her springt zwischen der Zeit, wo Christmas noch ein kleiner Junge ist und seine Mutter die Hauptrolle spielt als Einwanderin, die das Beste für ihren Sohn möchte und zwischen der Zeit, wo Christmas bereits ein Junge im Teenageralter war und sich in den Straßen von New York behauptet.
Doch schnell lebt man sich in die Geschichte hinein, lernt die Komplexität der Hintergründe kennen, fühlt mit jedem der Charaktere mit, die ihre eigene Geschichte erzählen. 
Ob von Cetta, die als junge Italienerin mit einem blonden Kind nach Amerika einreist und ihm versucht eine gute Mutter zu sein, ob von Natale, der Christmas genannt wird und seine Liebe zu Geschichten und Ruth erzählt, ob Ruth, die von Ängsten geplagt und Albträumen gejagt ihr Leben versucht zu leben, wie es am Besten für sie ist und selbst das sadistische Leben des Peinigers der kleinen Ruth, alles das findet Platz in diesem Buch und macht es zu dem, was es ist:
Eine bewegende Liebesgeschichte von 2 jungen Menschen mit Klassenunterschieden und viel Gefühl, die das wahre Leben in Amerika anfang des 20. Jahrhunderts traumhaft erzählt.

Prädikat: Absolut empfehlenswert !!
5 von 5 Sternen 






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